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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 31

1913 - Leipzig : Hahn
31 Wie bückst du so fest auf den Strom, für den du so manche Lanze ge- brochen! „Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze!" so sprachst und schriebst du in trüber Zeit. Ja, wer nur die kleine Strecke von Mainz bis nach Bonn mit den Augen des Leibes oder auch nur des Geistes gesehen, der begreift, daß wir unsern Vater Rhein nie im Stiche lassen dürfen, „solang em Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust den Degen zieht und noch ein Arm die Büchse spannt". Ludwig Gäbler. 22. Berlin, die deutsche Kaiserstadt. Berlin, die Hauptstadt des preußischen Staates und Residenz des Deutschen Kaisers, steht bei einer Bevölkerung von mehr als 2 Millionen an dritter Stelle unter den Städten Europas und ist zugleich einer der bedeutendsten Handels- und Jndustrieplätze Deutschlands. Keine -große Stadt Europas hat jemals in so kurzer Zeit einen solchen Aufschwung genommen wie Berlin in den letzten Jahrzehnten. Dieses rasche Emporblühen dankt es vor allem der gewaltigen Ent- wicklung Preußens und Gesamtdeutschlands. Darum trägt Berlin, dessen Weichbild 63 qkm umfaßt, einen durchaus modernen Charakter. Ein reiches wirtschaftliches Leben durchflutet es; das zeigt uns ein Rundgang durch die Stadt, insbesondere durch die Leipziger Straße und Friedrichstraße mit ihren großen Geschäftshäusern, den prunkvollen Läden und dem großstädtischen Menschengewühle. Die vornehmste Straße und der Brennpunkt des politischen Lebens der Kaiserstadt ist die Straße „Unter den Linden". Diese Straße ist von alters her der Stolz Berlins. Sie ist 30 m breit und hat eine vierfache Reihe von Linden und Kastanien, die eine breite Promenade, Reit- und Fahrwege einschließen. Be- sonders lebhaft wird der Verkehr um die Mittagszeit und in der; Nachmittagsstunden, namentlich an Sonn- und Feiertagen, oder wenn kaiserliche Wagen eine Auffahrt bei Hofe melden und Fürsten und Gesandte in ihren Prunkwagen dem Schlosse zujagen. Ein großartiges Bild zeigt die Straße, wenn sie sich im Festesglanze zeigt, wenn Tore und Häuser mit Kränzen und Fahnen geschmückt sind, wenn Ehrenpforten sich erheben und eine wogende Volksmenge jubelnd dem Einzug haltenden Herrscherpaare oder dem siegreich zurückkehrenden Heere ihre Glückwünsche entgegenbringt. So hielten 1864 hier ihren Einzug die Düppel- und Alsenstürmer und zwei Jahre später die aus Böhmen und vom Main heimkehrenden siegreichen Scharen. Die Krone solcher Einzüge war aber jener Ehrentag, als 1871 derselbe König, dessen Heere bei Düppel und Königgrätz gesiegt hatten, seine Hauptstadt als Deutscher Kaiser wiedersah, umgeben vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm, von Bismarck und Moltke. Ein anderes Bild zeigte der 16. März des Jahres 1888. Schwarzer Flor umhüllte die bunten Fahnen, und ein Trauerzug bewegte sich vom Kaiserlichen Schlosse nach Westen hin zum Brandenburger Tore. Von hier

2. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 33

1913 - Leipzig : Hahn
33 Kehren wir nun durch das Brandenburger Tor zur Straße * Unter den Linden" zurück und durchschreiten wir diese nach Osten hin, so erblicken wir neben einfacheren Privatgebäuden mit herrlichen Geschäftsläden stattliche Paläste, die teils von Vornehmen des Reiches und ausländischen Gesandten bewohnt werden, teils Dienstgebäude preußischer Ministerien sind. Der Glanzpunkt der Sttaße ist aber der östliche Teil. Hier zieht zunächst das 13 m hohe Denkmal Friedrichs des Großen von Rauch die Blicke auf sich. Es zeigt uns den großen König mit Dreimaster und Krückstock. Neben dem Denkmal steht das Kaiserliche Palais, das seinerzeit Kaiser Wilhelm I. bewohnte. Sobald damals die aus dem Palais wehende Purpurstandarte seine Anwesenheit anzeigte, sah man täglich zur Mittagszeit um das Denkmal dichtgedrängte Menschen- massen stehen. Wilhelm I. unterließ es nie, von dem berühmten Eckfenster aus der um diese Zeit hier vorüberziehenden Wache zuzusehen und sich dabei der erwartungsvollen Menge zu zeigen, die ihn mit lauten Hochrufen begrüßte. Mancher hat von dieser Stelle aus das Bild des greisen Helden, in dessen Zügen sich Ernst und Leutseligkeit vereinigten, mit in die Heimat genommen. Hier enden die Linden, und die freie Straße erhält die Namen: Platz am Opernhause und Platz am Zeughause. Zu beiden Seiten stehen hier hervorragende Gebäude: die Königliche Bibliothek, das Opernhaus und das Palais der Kaiserin Friedrich, die Akademie, die Universität, die Königswache und das Zeughaus mit der durch Kaiser Wilhelm I. begründeten groß- artigen Waffensammlung. Alle diese Gebäude sind durch Sttaßen, Plätze oder Baumanlagen, von denen die größte das Kastanienwäldchen heißt, voneinander getrennt. An der Straße selbst stehen die von Rauchs Meisterhand herrührenden Standbilder der Kämpfer aus den Freiheitskriegen: Blücher, Gneisenau, Bülow und Scharnhorst. Wir betreten jetzt die Schloßbrücke, die über den westlichen Spreearm führt. Die Brücke ist mit acht Marmorgruppen geschmückt, welche das Leben des Kriegers darstellen. Pallas unterrichtet den Jüngling in den Waffen, Nike krönt den Sieger, und Iris führt den gefallenen Sieger zum Olymp. Vor uns liegt der Lustgarten mit dem mächtigen Kaiserlichen Schloß, dem Dom und dem Alten Museum. Auf dem Kaiserlichen Schlosse weht die stolze Kaiser- flagge und zeigt uns an, daß Wilhelm Ii. darin Wohnung genommen. Das Schloß hat einen bedeutenden Umfang. Es bildet ein Rechteck von 200 m Länge und 117 m Breite, hat zwei Höfe und erhebt sich in vier Geschossen 30 m, in der Kuppel bis zu 70 m hoch. Vier Jahr- hunderte haben daran gebaut. Seine heutige Gestalt ist im wesent- lichen ein Werk des großen Bildhauers und Baumeisters Schlüter, der unter dem Könige Friedrich I. namentlich die herrliche, dem Schloßplatz zugewendete Südfront baute. Unter Friedrich Wilhelm Iv. Lesebuck f. Fortbildungsschulen rc. Allg. Teil. Z

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 326

1913 - Leipzig : Hahn
326 in der Stadt Sieg zu läuten, sendet Siegesboten an seinen Vasallen König Friedrich August, der in Leipzig der Entscheidung harrt. „Noch dreht sich die Welt um uns!" ruft er frohlockend aus. Ein letzter zer- schmetternder Angriff der gesamten Reiterei soll das Zentrum durchbrechen. Noch einmal dröhnt die Erde von dem Feuer der 300 Geschütze, dann rasen 9000 Reiter in geschloffener Masse über das Blachfeld dahin, ein undurchdringliches Dickicht von Rossen, Helmen, Lanzen und Schwertern. Da kommen die österreichischen Reserven aus der Aue heran, und während die Reitermaffen, atemlos von dem tollen Ritt, allmählich zurückgedrängt werden, setzen sich die Verbündeten nochmals in den verlorenen Dörfern fest, und am Abend behaupten sie fast wieder dieselbe Stellung wie am Morgen. Schwarzenbergs Angriff war gescheitert, doch der Sieger hatte nicht einmal den Besitz des Schlachtfeldes gewonnen. Trat Napoleon jetzt den Rückzug an, so konnte er sein Heer in guter Ordnung zum Rheine führen; denn die schlesische Armee, die einzige Siegerin des ersten Schlachttages, stand von der Frankfurter Straße noch weit entfernt und war überdies schwer erschöpft von dem verlustreichen Kampfe. Aber der Liebling des Glücks vermochte das Unglück nicht zu ertragen. Sein Hochmut wollte sich den ganzen Ernst der Lage nicht eingestehen, wollte nicht lassen von unmöglichen Hoffnungen. Der Kaiser tat das Verderblichste, was er wählen konnte, versuchte durch den gefangenen Merveldt Unterhandlungen mit seinem Schwiegervater anzu- knüpfen und gewährte also den Verbündeten die Frist, ihre gesammelten Streitmassen heranzuziehen. Am 17. Oktober ruhten die Waffen; nur Blücher konnte sich die Lust des Kampfes nicht versagen und drängte die Franzosen bis dicht an die Nordseitc der Stadt zurück. Ii. Am 18. früh hatte Napoleon seine Armee näher an Leipzig heran- genommen, ihr Halbkreis war nur noch etwa eine Stunde von den Toren der Stadt entfernt. Gegen diese 160 000 Mann rückten 255 000 Ver- bündete heran. Mehr als einen geordneten Rückzug konnte der Kaiser nicht mehr erkämpfen; er aber hoffte noch auf Sieg, wies den Gedanken an eine Niederlage gewaltsam von sich, versäumte alles, was den schwierigen Rückmarsch über die Elster erleichtern konnte. Die Natur der Dinge führte endlich den Ausgang herbei, den Gneisenaus Scharfblick von vornherein als den einzig möglichen ange- sehen hatte: die Entscheidung fiel auf dem rechten Flügel der Verbündeten. Napoleon übersah von der Höhe des Tonbergs, wie die Österreicher auf dem linken Flügel der Verbündeten abermals mit geringerem Glück den Kampf um die Dörfer an der Pleiße eröffneten, wie dann das Zentrum der Verbündeten über das Schlachtfeld von Wachau herankam. Es waren die kampferprobten Scharen Kleists und des Prinzen Eugen; über die unbcstatteten Leichen der zwei Tage zuvor gefallenen Kameraden ging der Heerzug hinweg. Vor der Front der Angreifer lagen langhin-

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 363

1913 - Leipzig : Hahn
363 Man hatte in früheren Kriegen den jammervollen Zustand kennen gelernt, in welchem sich verwundete und erkrankte Krieger während der Schlacht und nach den Kümpfen befanden. Aus dem Krimkriege z. B. kehrten von 309000 ausgerückten Franzosen 95240 nicht wieder heim. Davon waren nur 20000 in Schlachten gefallen und ihren Wunden erlegen, 75 000 dagegen an Krankheiten gestorben. Um nun solche Mißstände bei neu ausbrechenden Kriegen mög- lichst zu beseitigen, trafen die gebildetsten Völker Europas eine Verein- barung, die sogenannte Genfer Konventton (der erste darauf bezügliche Vertrag wurde am 22. August 1864 zu Genf abgeschlossen). Danach sollte das gesamte Personal und Gerät, das im Kriege zur Pflege und Heilung der Kranken und Verwundeten gebraucht wird, sowie alles, was damit zusammenhängt, als neutral (keinem der kriegführenden Völker zugehörig) angesehen, die Pfleger also nicht zu Kriegsgefangenen gemacht und ihr Material nicht als Beute betrachtet werden. Als gemeinschaft- liches Zeichen für alle, welche diesen Schutz genießen, wurde das rote Kreuz auf weißem Grunde gewählt. Es hat viel Segen gesttftet bei Freund und Feind. Unter seinem Schutze haben die Ärzte und Geist- lichen, die barmherzigen Schwestern und die Diakonissinnen sich ihrer Pflegebefohlenen treulich annehmen können, sie weder im Getümmel des Kampfes, noch in ihren von Seuchen und ansteckenden Krankheiten heim- gesuchten Lagerstätten, noch in der Gefangenschaft verlassen. Überallhin bemühten sie sich, ihnen für die Schmerzen des Leibes und der Seele Linderung zu bringen, und gar manche hauchten ihr Leben aus im Dienste für die Brüder. Aber auch die Soldaten selbst halfen oft in der menschenfteundlichstev Weise ihren verwundeten Kameraden. Der badische Feldgeistliche vr. Bauer schreibt: „Ein Einundzwanziger wurde bei den Kämpfen um Dijon gegen Ende Januar 1871 von einem französischen Soldaten durch einen Schuß verwundet, während er ihn durch einen Bajonettstich verletzte. Als der Preuße sah, daß der Franzose schwerer als er verwundet sei, wälzte er sich zu ihm hin, packte seinen Tornister aus, verband erst ihn und dann sich selbst und deckte einen Teppich und seinen Mantel über sie beide, und so lagen sie vierundzwanzig Stunden auf dem Schlachtfelde. Dann kamen sie in verschiedene Lazarette, und nun schickte der Franzose voll Unruhe überall bei uns herum, um zu fragen, was der Preuße mache, und ihm zu danken. Leider konnte ich den barmherzigen Samariter nicht finden." Folgende Erzählung zeugt von der guten Manneszucht im Heere und von dem menschenfteundlichen Verhalten vieler Offiziere den Soldaten gegenüber. Ein sächsischer Ulanenunteroffizier hatte einen Schuß in die Brust erhalten. Die Hilfe, welche ihm zwei seiner Kameraden gewähren wollten, lehnte er ab, indem er sie bedeutete, sich lieber selbst zu retten, um nicht mit ihm in Gefangenschaft zu geraten. Sie brachten ihn aber dennoch auf ein Pferd und ritten mü ihm zurück. Unterwegs begegnete den drei

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 351

1913 - Leipzig : Hahn
351 diente ihm ein einfaches Feldbett, das er sogar auf seinen Reisen mit sich nahm. Es bestand aus einem eisernen Gestelle, einer Matratze und einigen wollenen Decken. Schlafrock und Pantoffel waren ihm unbekannte Dinge, und von früh bis spät sah man ihn gewöhnlich in der Uniform seines Garderegiments, in der er auch auf seinen Wunsch beigesetzt worden ist. Von seinen täglich gebrauchten Kleidungs- stücken konnte sich der Kaiser nur schwer trennen. So benutzte er z. B. auf seinen Spazierfahrten einen Mantel, der ihm schon mehr als fünfundzwanzig Jahre gedient hatte. Als ihn einst sein Kammer- diener um einen abgetragenen Oberrock bat, fragte der Kaiser: ^Wie- viel würdest du für ihn bekommen?" „Zwei bis drei Taler", war die Antwort. „Hier ist das Geld," sagte der Kaiser, „ich will lieber den Rock noch eine Zeitlang tragen." Der Kaiser war Soldat mit Leib und Seele, und so oft seine Truppen ins Feld rückten, war er ihr Führer und teilte mit ihnen die Mühen und Gefahren des Krieges. An Schlachttagen folgte er meist zu Pferde dem Gange der Ereignisse, und mehr als einmal geriet er dabei in Lebensgefahr. Besonders rührend war seine Teil- nahme für die Verwundeten. Nach der Schlacht bei Mars la Tour waren ringsum alle Häuser mit Verwundeten überfüllt. Mit Mühe hatte man für den König eine kleine Stube gefunden. Darin standen ein Bett, ein Tisch und ein Stuhl. Der König trat ein und fragte einen Offizier: „Wo bleiben Moltke und Bismarck?" „Bis jetzt noch nirgends!" antwortete dieser. „So laden Sie sie ein, mit mir hier zu lagern," sagte der König; „das Bett nehmen Sie weg, das können die Verwundeten besser gebrauchen. Dafür lassen Sie Decken und Stroh bringen; das wird wohl für uns drei ausreichen." So geschah es, und die drei Herren brachten die regnerische Nacht aus einem Strohlager zu. So vorbildlich wie das Leben, so gottbegnadet und erhebend war das Ende des großen Kaisers am 9. März 1888. Noch am Tage vor seinem Tode unterschrieb er mit zitternden Händen die Urkunde zum Schluffe des Reichstages. Mit dem Prinzen Wilhelm sowohl als auch mit dem Fürsten Bismarck hatte er ernste Unterredungen. Mit klarer Stimme sprach er über die politische Lage und die Heeresein- richtungen Deutschlands. Als seine Tochter, die Großherzogin von Baden, an ihn die Bitte richtete, sich nicht durch zu vieles Sprechen zu ermüden, erwiderteer: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Dann sagte er, ihre Hand ergreifend: „Ja, ja, mein Kind, du kommst vom Krankenbette deines Bruders in San Remo, dann hast du deinen Sohn begraben, und nun" — der letzte Satz blieb unvollendet. Auch die Kaiserin Augusta wich fast den ganzen Tag über nicht von dem Sterbelager. Oberhofprediger Kögel betete wiederholt mit dem Kaiser und spendete ihm Trost aus Gottes Wort. Als der Geistliche den 23. Psalm betete und die Worte sprach: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dem

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 327

1913 - Leipzig : Hahn
327 gestreckt die hohen Lehmmauern von Probstheida, auf beiden Seiten durch Geschütze gedeckt — der Schlüffe! des französischen Zentrums. Unter dem Kreuzfeuer der Batterien begann der Angriff, ein sechsmal wieder- holtes Stürmen über das offene Feld, doch zuletzt behauptete sich Napo- leons Garde in dem Dorfe, und auch Stötteritz nebenan blieb nach wiederholtem Sturm und mörderischem Häuserkampf in den Händen der Franzosen. Unmittelbar unter den Augen des Kaisers ward auch heute den Verbündeten kein entscheidender Erfolg, obgleich sie dicht an den Schlüffelpunkt seiner Stellung herangelangten. Indessen rückte aus ihrem rechten Flügel das Nordheer in die Schlachtlinie ein, füllte die Lücke, welche die böhmische Armee von der schlesischen trennte, schloß den großen Schlachtenring, der die Franzosen umfaßte. Es hatte Mühe genug gekostet, bis Bernadotte, der am 17. endlich bei Breitenfeld aus der alten Stätte schwedischen Waffenruhmes angelangt war, zur tätigen Teilnahme beredet wurde; um den Bedachtsamen nur in den Kampf hineinzureißen, hatte Blücher seiner eignen Tatkraft das schwerste Opfer zugemutet, 30000 Mann seines Heeres an die Nordarmee ab- getreten und damit selber auf den Ruhm eines neuen Sieges verzichtet. Einmal entschlossen, zeigte Bernadotte die Umsicht des bewährten Feld- herrn. Während Langerons Ruffen auf der äußersten Rechten der An- griffslinie durch wiederhotten Sturm den Feind aus Schönefeld zu ver- drängen suchten, traf die Hauptmasse der Nordarmee am Nachmittag aus der Ostseite von Leipzig ein. Bülow führte das Vordertreffen und schlug das Korps Rehmers aus Paunsdorf hinaus. So stießen die alten Feinde von Großbeeren abermals aufeinander; doch wie war seitdem die Sttmmung in den sächsischen Regimentern um- geschlagen! Wunderbar lange hatte die ungeheure Macht des deutschen Fahneneides die Truppen des Rheinbundes bei ihrer Soldatenpflicht fest- gehalten; außer einigen vereinzelten Bataillonen waren bisher nur zwei westfälische Reiterregimenter zu den Verbündeten übergegangen. Mit dem Glücke schwand auch das Selbstgefühl der Napoleonischen Bundesgenossen; sie begannen sich des Krieges gegen Deutschland zu schämen, sie empfanden nach, was ihr Landsmann Rückert ihnen zurief: Ein Adler kann vielleicht noch Ruhm erfechten, doch sicher ihr, sein Raubgefolg, ihr Raben erfechtet Schmach bei kommenden Geschlechtern! Die Sachsen fühlten sich zudem in ihrer militärischen Ehre gekränkt durch die Lügen der Napoleonischeu Kriegsberichte; sie sahen mit Unmut, wie ihre Heimat ausgeplündert, ihr König von Ort zu Ort hinter dem Protektor hergeschleppt wurde; und sollten sie mit nach Frankreich ent- weichen, wenn Napoleon die Schlacht verlor und Sachsen ganz in die Gewalt der Verbündeten fiel? Selbst die Franzosen empfanden Mitleid mit der unnatürlichen Lage dieser Bundesgenossen; Reynier hatte bereits den Abmarsch der Sachsen nach Torgau angeordnet, als das Anrücken der Nordarmee die Ausführung des wohlgemeinten Befehles verhinderte. In der Gegend von Paunsdorf und Sellerhausen schloffen sich etwa

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 328

1913 - Leipzig : Hahn
328 3000 Mann der sächsischen Truppen an die Nordarmee an, mit ihnen eine Reiterschar aus Schwaben, Die Preußen und Russen nahmen die Flüchtigen mit Freuden auf; nur den Württembergischen General Nor- mann, der einst bei Kitzen die Lützower verräterisch überfallen hatte, wies Gneisenau mit verächtlichen Worten zurück. Friedrich Wilhelms Ehrlichkeit aber hielt den Borwurf nicht zurück: wie viel edles Blut die Sachsen dem Vaterland ersparen konnten, wenn sie ihren Entschluß früher, vor der Entscheidung faßten! Der traurige Zwischenfall blieb ohne jeden Einfluß auf den Ausgang der Völkerschlacht, aber es war doch wieder die Einsicht erwacht, daß auch nach dem Untergange des alten Reiches die Deutschen noch ein Vaterland besaßen und ihm verbunden waren durch heilige Pflichten. Gegen 5 Uhr vereinigte Bülow sein ganzes Korps zu einem ge- meinsamen Angriff, erstürmte Sellerhausen und Stünz, drang am Abend bis in die Kohlgärten vor, dicht an die östlichen Tore der Stadt. Da, als auch Langeron auf der Rechten das hart umkämpfte Schönefeld endlich genommen hatte und ebenfalls gegen die Kohlgärten herandrängte, war Ney mit dem linken Flügel der Franzosen auf seiner ganzen Linie ge- schlagen. Durch diese Niederlage war Napoleons Stellung im Zentrum unhaltbar. Noch am Abend befahl er den Rückzug des gesamten Heeres, illun wälzten sich die dichten Massen der geschlagenen Armee durch drei Tore zugleich in die Stadt hinein, um dann allesamt in entsetzlicher Ver- wirrung auf der Frankfurter Sttaße sich zu vereinigen. Die Hundert- rausende, die beim Feuerscheine von zwölf brennenden Dörfern auf dem teuer erkauften Schlachtfelde lagerten, empfanden ttef erschüttert den heiligen Ernst des Tages; unwillkürlich sttmmten die Ruffen eines ihrer frommen Lieder an, und bald klangen überall, in allen Zungen der Völker Europas, die Dankgesänge zum Himmel auf. Die Sieger beugten sich unter Gottes gewaltige Hand; recht aus dem Herzen der frommen be- wegten Zeit heraus sang der deutsche Dichter: O Tag des Sieges, Tag des Herrn, wie feurig schien dein Morgenstern! in. Nur der Feldherr, der von Amts wegen als der Besieger Napoleons gefeiert wurde, vermochte die Größe des Erfolges nicht zu fassen. Schwarzen- berg weigerte sich, die noch ganz unberührten russischen und preußischen Garden zur Verfolgung auszusenden — nicht aus Arglist, wie manche der grollenden Preußen annahmen, sondern weil sein Kleinmut die Ge- schlagenen nicht zur Verzweiflung treiben wollte. Blücher hatte den Tag über wegen des verspäteten Eintteffens der Nordarmee sein kleines Heer zusammenhalten müssen, um einen Ausfall in der Richtung auf Torgau, den man noch immer befürchtete, zurückweisen zu können; darum ward Jorck erst am Abend auf dem weiten Umwege über Merseburg dem fliehenden Feinde nachgesendet. Also konnte Napoleon noch 90000 Mann, fast durchweg Franzosen, aus der Schlacht retten. Die Deckung des

8. Teil 1 - S. 46

1915 - Berlin : Heymann
L. Aarwiese ^6 gestellt, meist telegraphisch, ebenso wie die der übrigen Armee-Oberkommandos zum Großen Hauptquartier gelangen. In dem amtlichen Berichte der Obersten Heeresleitung, der durch eine bestimmte Telegraphenagentur die weiteste Verbreitung in den Zeitungen findet, sind die Ereignisse bei der X. Armee etwa wie folgt berücksichtigt: „Teile des nördlichen bjeeresflügels erreichten gestern den Abschnitt des N.-Flusses. Einzelne Vorhuten faßten auf dem westlichen Ufer Fuß." Warum werden in dem amtlichen Telegramm nicht die beteiligten Armeekorps und die Truppenteile genannt, die im Feuer gestanden haben? So wird mancher fragen. Diese amtliche Meldung wird nicht nur in der Heimat verbreitet, sie geht auch ins Ausland. Werden nun in den täglichen Berichten genauere Angaben über die beteiligten Truppen gemacht, so kann die feindliche Heeresleitung sich sehr bald ein Bild von der Stärke und Zu- sammensetzung unserer Armeen machen, über die sie aber möglicbst lange in Ungewißheit geballen werden muß, Tage und Wochen vergehen, bis die Aunde über die Heldentaten der am Aampfe Beteiligten durch die amtlichen Verlustlisten in der Heimat verbreitet und Einzelbeiten bekannt werden. Die durch Monate sich hinziehenden, oft Tag und Bacht ausfüllenden Ope- rationen, die Sorge um die Lebenden selbst, die Ungewißheit über den ver- bleib einzelner, läßt in der Mehrzahl der Fälle eine genaue Berichterstattung über die eingetretenen Verluste erst nach geraumer Zeit zu. Es ist ein weit- verbreiteter Irrtum, daß der Truppenteil verpflichtet ist, die Angehörigen der Gefallener! zu benachrichtigen. Diese Arbeit zu leisten ist unmöglich' deshalb werden die amtlichen Verlustlisten herausgegeben. Um beim Aufräumen der Schlachtfelder und Beerdigen der Toten deren Persönlichkeiten festzustellen, trägt jeder Soldat eine Erkennungsmarke mit Nummer um den 6als. Selten einzeln, meist in Massengräbern, den bsügel mit einfachem Lsolzkreuz gekennzeichnet, ruhen unsere toten Helden. Tagen des Friedens muß es vorbehalten bleiben, diese Gräber in einen würdigen Zustand zu versetzen, zu schmücken und dauernd instand zu halten. In der Heimat aber wahren die Ariegerdenkmäler, in den Dörfern meist im Schatten alter Eichen und Linden errichtet, im Vereine mit Gedenk- tafeln in den Airchen das Andenken der Melden auch dann noch unvergänglich, wenn schon längst die Kerzen derer zu schlagen aufgehört haben, die den Gefallenen im Leben nahestanden. — Die heimkehrenden aber tragen als stolzes Erinnerungszeichen auf der Brust das Areuz von Eisen. wie im ersten Stiftungsjahre Z8tz, so ist auch jetzt eine eiserne Zeit angebrochen. Wie damals Preußen, so ist heute Deutschland ein einiges Volk mit dem Wahlspruch: „Mit Gott für Aaiser und Reich durch Aampf zum Sieg!" G3 0 0
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